Vita
Paulo de Brito wurde im Juni 1975 als Paulo Sergio Monteiro de Brito in
Portugal geboren.
Eine ärmliche Kindheit in der abgeschiedenen Landschaft der Serra da Estrela
(Sternberge) prägten die Anfangsjahre des Künstlers, nachdem seine Familie mit
dem Ende der afrikanischen Kolonien in Portugal den Neuanfang wagten. De Britos
künstlerisches Talent trat bereits früh zu Tage. Da die Familie kaum Geld hatte,
baute sich der Künstler seine eigenen Skulpturen (Spielsachen). Hierbei lernte
er nicht nur den Umgang mit Holz, sondern entdeckte seine Lust am
Experimentieren. Dafür wickelte er schon mal den Draht vom Hühnerstall ab –
sehr zur Freude der Hühner – oder malte mit den schönen Lackfarben in grün, rot
und weiß, die eigentlich für Fenster und Türen gedacht waren. Beides brachte
ihm großen Ärger ein. Doch als seine erste eigenständige Zeichnung eines Baumes
– eines Olivenbaumes aus dem elterlichen Garten – von der Schulleitung
ausgezeichnet wurde, war der Familie klar, dass seine Richtung vorgegeben war.
Nach dem Ende seiner Schulzeit trieb es de Brito in die Welt hinaus. Als
erstes machte er in Paris Station, wo er stundenlang durch die dortigen Museen
wanderte und alles mit den Augen „aufsaugte“. Er war überwältigt von der unfassbaren
Menge an Kunstwerken, die hier versammelt war. Gemalt hat er zu diesem
Zeitpunkt nicht. Das begann er erst in seiner zweiten Station, als es ihn familienbedingt
nach Sizilien verschlug. Hier wandelte er erstmals Strandszenen, die er zuvor skizziert
oder fotografiert hatte, in Ölgemälde um. Sein volles, künstlerisches Potential
konnte er allerdings erst in München entfalten, wo er seit Ende der Neunziger
Jahre zu Hause ist und ein Atelier in Feldafing am Starnberger See hat.
Paulo de Brito ist ein Vollblutkünstler, der seine Zeit und Kraft dem
Kunstschaffen widmet. Dabei verwendet er die ganze Breite von Kunsttechniken,
die er, abhängig von der gewählten Thematik, einsetzt. So reicht sein
bisheriges Oeuvre von expressionistischen Gemälden, minimalistischen Collagen
bis hin zu Skulpturen im Stil der Arte Povera.
Paulo de Brito nahm Unterricht bei Prof. Markus Lüpertz an der Akademie der
Bildenden Künste, Kolbermoor, bei Prof. Jerry Zeniuk an der Kunstakademie Bad
Reichenhall und bei Werner Maier, Dozent für freie Malerei und Aktzeichnen,
München.
(Vivien Rathjen)
Theorien hinter Mein Arbeit.
In meiner neuen Serie „CaraFaccia“ begebe ich mich auf eine
spannende Reise in die Welt der Portraitmalerei. Als künstlerische
Inspirationsquelle dienten mir die Werke der Expressionisten – hier besonders
Alexej Jawlensky und Markus Lüpertz. Wichtig war mir die kontrollierte
Reduktion der Gesichtsformen auf ihre Grundelemente bei gleichzeitiger freier
Pinselführung. In der malerischen Auseinandersetzung mit Farbklängen und ihrer
Wirkung auf den Betrachter, suche ich nach Wegen, um die Emotionen beim Anblick
eines „Geliebten Gesichtes“ sichtbar zu machen.
In mein Assemblagen wird auch die zerstörerische Kraft des Feuers, dem
kein Material widerstehen kann, nachfühlbar: in den verbogenen
Metallteilen, den verkohlten Holzstücken, den geschmolzenen Steinen wie
bei Serra da Estrela (2018). In mein Werken huldig ich dieser
doppelten Natur der Naturkräfte zwischen Vergehen und Werden, in dem
eins das andere bedingt und hervorbringt.
Stil, Medium und spezifische Techniken.
Mit
Alltagsmaterialien im Sinne der Arte Povera-Bewegung haucht ich Dingen
und Materialien gerne neues Leben ein,
die sonst im Müll landen. Aus ihrer funktionalen Daseinsberechtigung
befreit, beginnen die ungewöhnlichen Kunstmaterialien zu sprechen. Ich
spielt nicht mit dem Wiedererkennungswert, sondern schafft Arbeiten,
welche die Gefühlsebene ansprechen und meinen eigenen Lebenserfahrungen
widerspiegeln.Der sechsteiligen, schwarz-weißen Drippingserie „Blanc de
Blancs“ hat ich einen besonderen Schwerpunkt verliehen. Wie stumme
Wächter stehen
die Bilder da. In ihrer Größe erinnern sie an lebensgroße Figuren, die
durch die individuellen Strukturen des Farbauftrages eine eigene
Persönlichkeit erhalten.
Persönliches Zitat
Kunst bietet mir die Möglichkeit, die Welt mit anderen Augen zu betrachten
und neue Facetten zu entdecken. Denn sind die Dinge aus ihrem gewohnten
Zusammenhang gelöst, beginnen sie zu sprechen. Meine Kunstwerke sind real gewordene
Manifestation dieser Zwiegespräche.